Bielefeld 2006

Das festival-Programm für Bielefeld aus dem Jahr 2006

Montag, 29. Mai 2006 – 12.00 Uhr

SchlagZeilen und BrandSätze

Rassistische Einstellungen und Denkweisen gehören zum Alltagsbewußtsein der deutschen Bevölkerung. Rassismus drückt sich dabei nicht nur in den rassistisch motivierten Gewalttaten aus, sondern ebenso in den vielfältigen subtilen Formen der alltäglichen und institutionalisierten Diskriminierung von Flüchtlingen und MigrantInnen.

Welchen Anteil haben die Medien an der Eskalation des alltäglichen Rassismus? Dieser Frage wird in der Ausstellung „SchlagZeilen & BrandSätze“ nachgegangen.

Einführung: Elisabeth Neske, Welthaus Bielefeld

Veranstaltungsort: UniQ



Montag, 29. Mai 2006 – 19.00 Uhr 

Out of Control

Ein Blick auf die deutsche Abschiebemaschinerie

Es ist morgens um 4 Uhr, als die Ausländerbehörde zusammen mit der Polizei das Haus stürmt. Die Familie erhält 30 Minuten Zeit, 20 Kilo pro Person zu packen, 30 Minuten, um ihren gesamten Haushalt, der sich nach 15 Jahren Aufenthalt in Deutschland angesammelt hat, aufzulösen. Wer sich wehrt, wird von Abschiebeärzten ruhig gespritzt oder mit Paketklebeband von untern bis oben gefesselt. So geht es in den Kongo, nach Afghanistan, Iran, Sudan oder Kosovo.

Dieses ist kein Auszug aus einem Horrorfilm. Es passiert täglich und in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. Über die Arbeit der Greiftrupps der Ausländerbehörden, über willige Abschiebeärzte, über Polizisten, die nur auf Befehl handeln und über Bürger, die wegsehen wird Frank Gockel vom Verein Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V. berichten. Dabei wird besonders auf die Situation von abschiebenden und abgeschobenen Frauen eingegangen und die Haftsituation in Büren beschrieben, wo im nächsten Jahr auch Frauen inhaftiert werden sollen.

Der Verein Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V. wird in diesem Jahr für seinen beharrlichen, friedlichen Kampf gegen Abschiebehaft mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet.

Veranstaltungsort: Hörsaal 3

Dienstag, 30. Mai 2006 – 11.00 Uhr

Aktionstheater

Das Leben und Reisen in Europa wird immer einfacher und freizügiger. Um von Deutschland nach Frankreich und weiter nach Italien zu reisen und auf dem Rückweg nochmal in Österreich vorbeizuschauen, brauchen wir schon lange keine Passkontrollen mehr! Doch im Gegenzug wird die Einreise für Menschen von außerhalb Europas – insbesondere Afrika – immer schwieriger. Nicht erst der Ansturm auf die spanischen Exklaven Melilla und Ceuta letzten Sommer haben gezeigt, dass ein komplettes Umdenken in der europäischen Asyl- und Einwanderungspolitik notwendig ist.

Am Dienstag wollen wir von 10.00 bis 12.00 Uhr in Form eines Aktionstheaters am Haupteingang der Universität auf diese Problematik aufmerksam machen.

Ab 10.00 Uhr gibt es in der Unihalle Stände mit Informationen und Musik.

Veranstaltungsort: Uni-Haupteingang

Dienstag, 30. Mai 2006 – 16.00 Uhr

Psychologie der Fremdenfeindlichkeit

Vortrag von Prof. Rainer Dollase / Uni Bielefeld

In groben Umrissen sind die historischen, gesellschaftlichen und sozialen Zusammenhänge der Fremdenfeindlichkeit in den neunziger Jahren erkannt und erforscht worden. Gibt es also nichts Neues mehr zu entdecken? Sind dadurch wirksame Möglichkeiten zu ihrer Überwindung gefunden worden? Die politische Psychologie versucht subtile Daten und Erkenntnisse zu Verursachung und Überwindung von Fremdenfeindlichkeit zu ergründen. Durch den konzentrierten Blick auf das Individuum und eine detailorientierte quantitative und qualitative Forschungsmethodologie werden zum Teil überraschende Erkenntnisse gewonnen. Die Psychologie ist außerdem stark mit der Überwindung der Krisenphänomene um Fremdenfeindlichkeit herum befasst.

Veranstaltungsort: C2-136 

Dienstag, 30. Mai 2006 – 19.00 Uhr

I Can’t Relax In Deutschland / Captain Planet

Unter diesem Titel setzt sich eine Initiative www.icantrelaxin.de mit einem in letzter Zeit verstärkt auftretenden Phämonem hierzulande auseinander: die Formierung eines offensiven Nationalismus, insbesondere in der Popkultur. Einer der Textbeiträge zu dieser Compilation stammt von Martin Büsser, der sich als freier Journalist und Autor mit Popkultur, Musiksoziologie, Gender Studies und zeitgenössischer bildender Kunst auseinandersetzt. Im Rahmen der Lesung wird Martin Büsser anhand von Text- und Hörbeispielen Projekt und Gegenstand der „I Can’t Relax In Deutschland“-Initiative skizzieren. Im Anschluss an den Vortrag gibt’s musikalische Unterstützung von Captain Planet: Die Jungs aus Hamburg machen super Emo-Punk vom feinsten, wie man ihn kennt, liebt und wie er sein muss.

Hörsaal 10 + Konzert im Audimin

Mittwoch, 31. Mai 2006 – 12.00 Uhr 

Internationaler Brunch

Veranstaltungsort: UniQ

Mittwoch, 31. Mai 2006 – 17.00 Uhr 

Zur Situation von Studierenden in Belarus

Studentische Mobilität wird auf europäischer Ebene vielfältig diskutiert. Es ist erklärtes Ziel des Bologna Prozess, den Studierendenaustausch zu fördern und zu erleichtern. In Belarus ist das kein Thema. Die Grenzen des Landes werden durch das belorussische Regime verschlossen. Im ganzen Land werden junge Menschen massiv unter Druck geesetzt. In Hochschulen, Schulen und Kindergärten werden junge Leute durch das System und das Regime indoktriniert. Die Staatsideologie wird an Hochschulen als verpflichtendes Fach ›Ideologie des Belorussischen Staates‹ für alle Studierenden gelehrt. Gleichzeitig gibt es kaum unabhängige Medien. Die Studierenden und jungen Menschen sind der Propaganda des Regimes zu Hause, in der Schule und der Hochschule ausgesetzt.

Über die Situation in Weißrussland referiert Regina Weber vom fzs-Vorstand.

Veranstaltungsort: C2-136

Mittwoch, 31. Mai 2006 – 19.00 Uhr 

89 Millimeter

89 MILLIMETER beschreibt das Lebensgefühl sechs junger Menschen, die in einem jungen Land aufwachsen, das zerrissen scheint zwischen Stagnation, Protest und Aufbruch. Sebastian Heinzel, 25, ein junger Filmemacher aus Berlin, begibt sich auf die Spur der kleinen und großen Unterschiede in ein Land, das gleich hinter Polen beginnt und über das wir als Westeuropäer im Normalfall wenig wissen. Belarus ist das einzige europäische Land, in dem die Todesstrafe noch vollstreckt wird, hier befindet sich die so genannte ›letzte Diktatur Europas‹; hier regiert Alexander Lukaschenko, seit er 1994 kurzerhand das Parlament entmachtete und die Präsidialrepublik ausrief. Das Portrait einer osteuropäischen Generation, erzählt aus der Perspektive eines durch Westeuropa geprägten Autors, der sich bei seinen Reisen nach Belarus unvoreingenommen auf die dortige Situation eingelassen hat.Im angespannten Leben eines Gewaltregimes beobachtet der Autor fasziniert, wie junge Erwachsene seiner Generation ihr Leben gestalten. Während fünf mehrwöchiger Reisen nach Minsk entwickelt sich im Laufe eines ganzen Jahres eine enge Vertrautheit zwischen Filmteam und Protagonisten, die sich in der Intimität der aufgenommenen Situationen widerspiegelt. Im Anschluß an den Film wird der Regisseur persönlich über seine Arbeit und die Situation in Belarus berichten!

Anscließend gibt es am selben Ort eine Filmnacht.

Veranstaltungsort: C2-136

Donnerstag, 1. Juni 2006 – 16.00 Uhr

Rechter Lifestyle, rechte Zeichen und rechte Symboliken/Codes

In den letzten Jahren hat die Dynamik von rechter Jugendkultur zugenommen. In dem Vortrag von Kai Venohr wird versucht, die einzelnen Bereiche der rechten Subkulturen zu demaskieren. Es geht darum, die Lebenswelt und die Funktionsweisen extremer rechter Orientierung verständlich zu machen. Eine Auseinandersetzung mit den Inhalten und Wertvorstellungen dieser Jugendlichen, die durch Verwendung von Codes, Symbolen und durch rechte Musik ihren Ausdruck findet, soll mit Beispielen den HörerInnen nahe gebracht werden. Ein Abtauchen in die ›rechte Erlebniswelt‹ soll anhand von Jugendcodes, Musik und Publikationen ermöglicht werden.

Veranstaltungsort: Hörsaal 10

Donnerstag, 1. Juni 2006 – 19.00 Uhr

riot grrls / flux

Vortrag von Britta Hoffarth und Melanie Plößer

Revolution Girl Style Now? Was von den Riot Grrrls der 90er Jahre hängen geblieben ist, sind nicht nur markige Parolen und provokative Körperinszenierungen. Wir wollen in unserem Vortrag auf eine Suche gehen nach Taktiken und Strategien von Riot Grrrl-Kontexten. Sich aus (möglicherweise post-) feministisch-kritischer Warte damit zu beschäftigen, was Riot Grrrl heißt, bedeutet: hier ein bisschen Musikgeschichte, da ein wenig Heldinnenverehrung, aber auch die Frage: welche Rolle spielt Geschlecht denn hier überhaupt?

Im Anschluß gibt’s ein Konzert mit flux / Göttingen (vierstimmiger femocore, also emocore-ähnliche musik mit feministischen Ansprüchen), abschließend legen die DJanes kc und Sandra / Ladyshake auf.

Hörsaal 10 + Konzert im Audimin

Veranstalter:

AStA der Universität Bielefeld
Referat für Kultur-Politik
Universitätsstraße 25
33615 Bielefeld
Tel. (0521) 106-3424
Fax (0521) 106-6477

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